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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 47

1895 - Straßburg : Heitz
47 wurf des Marschall Vauban gebaut, um die Steiue zum Bau der Citadelle vou Straßburg leichter herbei- schaffen zu können. 5. Der R h e in- M a r n e- K a n a l (1853), welcher südöstlich von Paris in der Marne seinen Anfang nimmt und sich unterhalb Straßburg mit der Jll vereinigt. 6. Der I l l -R h e i n - K a n a l (1842), welcher die Ruprechtsau bei Straßburg durchzieht und die Jll mit einem Arme des Rheins in Verbindung setzt. 7. Der Saar-Kohlen -Kanal (1866), welcher die Saar einerseits und den Marne-Rhein-Kanal anderseits in Verbindung bringt. 8. Von dem S a l i n e n - K a n al ist nur die Strecke Mittersheim-Lauterftngeu (4 km, 1875) fertiggestellt, der übrige Teil bis Dienze ist unvollendet. 9. Der Mosel-K an al (1876) von Frouard bis Metz. § 15. "«Sto C&siü i rf fcß äff. A. Landwirtschaft. Der größte Teil der Einwohner von Elfaß-Lotb- ringen beschäftigt sich mit Landwirtschaft. Sie begreift Feldbau, Garteubau, Rebbau und Viehzucht. Das Land erzeugt angetreidearten vornehmlich: Weizen, Roggen (Koru), Gerste, Haser und Welschkorn: an Hülsenfrüchten: Bohnen, Erbsen, Linsen und Wicken: Futterkräuter: Wurzelgewächse und Gemüse in großer Mannigfaltigkeit: an Handels- pflanzen: Hanf, Flachs, Hopfen, Rebs, Mohn, Zuckerrüben und Tabak; an O b st b än m e n: Apfel-, Birn- und Quittenbäume, Zwetfchen-und Pflaumen-

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 89

1895 - Straßburg : Heitz
89 hundert an Wurde sie die Residenz der Fürstbischöfe von Straßburg. Die Stadt besitzt ein Gymnasium, Landgericht, Garnison. Das beachtenswerteste Gebäude der Stadt.ist der ehemalige bischöfliche Palast oder das Schloß, welches jetzt als -Kaserne dient. Die Industrie von Zabern besteht in Bierbrauereien, Gerbereien, einer Wachsfabrik, Buhdruckereien, einer Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen im nahen Champagnerthale, einer Brillenschleiferei, Mühlen und Ziegelbrennereien. Zabern hat unstreitig die schönste Lage im Elsaß. Die naheliegenden Berge, gekrönt von zahlreichen Burgruinen (Hohbarr, Groß- und Klein-Geroldseck, Greifenstein), gewähren die schönsten Aussichten. An der sogenannten Zaberner Steige, eine früher, als eine der ersten ihrer Art, viel bewunderte Ge- birgsstraße, die von Zabern über die Vogesen nach Pfalzburg (Lothringen) führt, liegt ein steiler Felsen mit einer Grotte, welche man den „Karls-Sprung" nennt, weil, nach der Volkssage, ein Prinz Karl von Lothringen mit seinem Pferde über diesen Felsen hinabgesprengt und unversehrt geblieben sein soll. Beachtenswert siüd die Eisenbahn- und Kanalbauten im engen Zornthal. Nicht weit von dieser Stadt, auf dem'gebiete der- Gemeinde M o n s w e i l e r (1530 Einw.), befindet sich der Zornhof, ehemals eine Meierei, jetzt eine bedeu- tende Eisenwaren-Manufaktur.

3. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

4. Theil 3 - S. 279

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 279 Aeußern fing' er an und verbot die lange Nationalkleidung. Nur Geistliche und Bauern durften sie tragen. Wer zu ihm kommen wollte, mußte in ausländischer Tracht erscheinen; dazu ließ er ein Muster über jedes Stadtthor hängen, und wer noch mit einem langen Kleide durchs Thor ging- mußte entweder einen Zoll bezahlen, oder unter dem Thore niederknieen und sich gefallen lassen, daß ihm der Rock so weit, wie er beim Knieen auf der Erde schleppte, abgeschnitten wurde. In kurzer Zeit waren die langen Röcke verschwunden. — Eben so ging es den langen Bärten. Wer einen solchen behalten wollte, mußte ein Geistlicher oder Bauer sein, oder — jährlich 100 Rubel bezahlen. — Auch die Frauen wurden nun umgewandelt. Bisher hatten die Unglücklichen ein trauriges Leben geführt; sie wurden für unwürdig gehalten, in der Gesellschaft der Männer zu erscheinen, und lebten eingeschlossen in ihren Gemächern. Aber Peter wollte, sie sollten sein wie die Frauen, die er im Auslande gesehen hatte, und befahl, daß alle in ausländischer Tracht gekleideten Frauen in allen Gesellschaften erscheinen dürften. Dadurch wurden die Ausbrüche der Roheit der Männer mehr zurückgehalten und nach und nach ein besserer Ton eingeführt. Auch verbot er, daß irgend eine Ehe ohne freie Bestimmung des jungen Paares geschlossen würde und daß sich beide wenigstens sechs Wochen lang vor der Hochzeit sehen dürften. Bisher hatten die Aeltern die Kinder vermählt und die Brautleute hatten sich am Hochzeitstage zum ersten Male gesehen. — Auch Schulen wurden angelegt, Buchdruckereien errichtet und viele gute Werke des Auslandes ins Russische übersetzt; die Einwanderung geschickter Werkleute, Künstler, Aerzte aus den Culturländern Enropa's wurde begünstigt, Handelsverbindungen angeknüpft und der Verkehr durch Anlegung von Landstraßen und Kanälen befördert. Freilich schüttelte mancher über diese neuen Dinge den Kopf, und die Abneigung des russischen Volkes gegen alles Fremdländische erschwerte die Absichten des Czaren, aber Peter ging mit dem unerschütterlichen Pflichtgefühle, welches ihn beseelte, unbeirrt und fest auf seinem Wege weiter. Die Landesverwaltung und die Finanzen wurden geordnet; an die Stelle des früheren Bojarenhofes trat als oberste Reichsbehörde ein vom Kaiser ernannter Senat. Das Patriarchat, die höchste fast uneingeschränkte geistliche Würde, ließ Peter längere Zeit unbesetzt; dann hob er sie auf und setzte den hochheiligen Synod ein, dessen Mitglieder ihm zu Treue und Gehorsam verpflichtet waren. Das Heerwesen rich-

5. Theil 4 - S. 76

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Nun glaubte Napoleon, es könnte ihm nicht fehlen, ganz Europa zu beherrschen. Sein Uebermnth kannte keine Grenzen mehr; es machte ihm ein rechtes Vergnügen, andere Fürsten herabwürdigend zu behandeln. Am erbittertsten war er aber gegen England, weil er diesem Jnselreiche durchaus nicht beikommen konnte. Er wollte ihm aber doch so viel wie möglich schaden, und versuchte daher, es von dem festen Lande von Europa ganz auszuschließen. Allen Fürsten, die ihm gutwillig oder gezwungen gehorchten, machte er es zur ausdrücklichen Bedingung, allem Handel mit den Engländern zk entsagen; wo sich ein Engländer nur blicken ließ, wurde er gleich auf feinen Befehl ins Gefängniß geworfen; überall ließ er alle englische Waaren wegnehmen und vernichten, und verbot, daß kein Schiff mehr nach England fahren dürfte, wenn es nicht als ein feindliches betrachtet sein wollte. Durch diese sogenannte Eontinentalsperre verlor freilich England viel, aber noch mehr verloren alle andere Länder von Europa; denn Handel und Wandel lag nun danieder. Am härtesten traf das die Länder, die ohne Handel mit den Engländern nicht wohl bestehen konnten. Dahin gehörte Portugal, dessen Prinzregent (denn die Königin konnte wegen Geistesschwäche nicht selbst regieren) dem Handel mit England nicht entsagen wollte. Gleich schickte Napoleon den General Innot mit einem Heere durch Spanien dahin. Portugal war auf Gegenwehr nicht gefaßt und wurde schnell erobert, der Hof aber verließ einen Tag früher, als die Franzosen in Lissabon einzogen, diese Stadt und ließ sich in Rio Janeiro in Brasilien nieder. Dies geschah im November 1807. Nun warf Napoleon fein Auge auf Spanien. Hier war Karl Iv. (Enkel Philipps V. von Anjou) König, ein höchst schwacher Mann, der sich ganz von seiner Frau leiten ließ, und diese wieder von ihrem Günstlinge Godop, der den Titel Friedensfürst führte und sich durch ein schönes Guitarrenspiel vom Gardelieutenant bis zum unumschränkten Minister emporgeschwungen hatte. Er wurde natürlich von den spanischen Granden höchlichst beneidet, die den Sohn des Königs, den Prinzen Ferdinand von Asturien, für sich gewannen, indem sie ihm zuflüsterten, sein Vater wolle nicht ihm, sondern dem Friedensfürsten den Thron zuwenden. Diesen Zwiespalt in der königlichen Familie sah Napoleon gern und fachte ihn noch mehr an. Plötzlich ließ der König im October 1807 seinen Sohn gefangen setzen, weil, wie er sagte, derselbe ihn habe vom Throne stoßen wollen. Die

6. Theil 4 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Neueste Geschichte. 3. Periode. Welt, abwenden, um Amerika — „die neue Welt" in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, verweilen wir noch einen Augenblick bei den Bemühungen, den Verkehrsweg zwischen Europa und dem südlichen wie dem östlichen Asien abzukürzen. Bis dahin bedurfte man zur Vollendung einer Reise von England nach Indien um das Cap der guten Hoffnung ein halbes Jahr und darüber. Verkürzt wurde der Weg durch den sogenannten Ueber landweg (Lieutenant Waghorn im Jahre 1824); doch kam diese Verkürzung nicht dem Waarenverkehr, sondern nur der Postverbindung mit Indien zu statten. Förderlicher für das Allgemeine war die von Kairo nach Suez gebaute Eisenbahn, welche 1858 vollendet wurde. Die Aussicht auf einen wirklichen Handelsweg zwischen Europa und Asien in so verkürzter Linie eröffnete sich erst durch das Project eines Suezkanals. Die Anregung ging von dem französischen General-Consnl, Ferdinand von Lesseps, aus. Es bildete sich 1856 eine Aktiengesellschaft zur Ausführung des Unternehmens; der Vicekönig von Aegypten, Said Pascha, förderte dasselbe aufs eifrigste. Im April 1859 wurde der Anfang gemacht. Aber es stellten sich viele und große Hindernisse entgegen. England hegte das Mißtrauen, daß der Suezkanal der britischen Herrschaft in Ostindien gefährlich werden könne. Es erhob darum allerlei Schwierigkeiten, es stellte das Project einer Euphrat-Eisenbahn aus; aber vergebens. Die Arbeiten am Suezkanal nahmen mit unablässiger Energie ihren Fortgang. 148. Die Entwickelung der politischen und Cultnrverhältnisse Amerikas. Amerika hatte, nach der Losreißnng der Vereinigten Staaten Nordamerikas von England und der Abwälzung des spanischen Jochs in Mittel- und Südamerika, nur drei geordnete und befestigte Staatswesen, Canada, die Vereinigten Staaten und Brasilien; in den Republiken Mittel-Amerikas und Südamerikas fehlte bisher den öffentlichen Zuständen jede dauernde Sicherheit; Bürgerkriege und Anarchie gehörten noch immer zu den gewöhnlichen Erscheinungen. Vor allem sesselt die grandiose Entwickelung Nordamerikas das Interesse eines jeden, und zwar um so mehr, als in Folge der zahlreichen Auswanderung, welche ihren Zug dorthin ninrmt, die Wechselbeziehungen zwischen Europa und Amerika eben so innig als vielartig geworden sind.

7. Theil 4 - S. 289

1880 - Stuttgart : Heitz
Kanalisirungs- und Eisenbahnprojekte in Centralamerika. 289 1848 an Nordamerika abtrat, nicht den Aufschwung und die unberechenbare Bedeutung gewinnen können, hätte nicht die Habsucht ihm so rasch die Hunderttausende von goldgierigen Menschen zugeführt, welche mit ihren Culturbedürfnissen doch die Civilisation in ihrem Gefolge hatten. Es gehört ein hartes und verzweifeltes Geschlecht dazu, um ein im ganzen steriles Land zu colouisiren und den Boden für den Samen der Cultur vorzubereiten und es mußte ein so starker Antrieb, als er in der Gier nach dem glänzenden Golde liegt, vorhanden sein, damit diese „Goldgräber" einer ungeheuern Entfernung und den Beschwerden und Gefahren einer langen Reise trotzten. Die Geschichte führt eben gar oft auf seltsamen Bahnen das menschliche Geschlecht vorwärts, und was dem Kurzsichtigen als ein Hereinbrechen der Barbarei erscheint, ist nur eine rasche Befruchtung des Bodens, aus welchem die Pflanze der Civilisation emporschießt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die Vergrößerung des nordamerikanischen Staats aufzufassen; er erfüllt damit nur eine weltgeschichtliche, eine civilisatorische Mission. Während die übrigen Freistaaten Amerika's der Schauplatz sich wiederholender Revolutionen und bürgerlicher Kämpfe, oder erbitterter Kriege gegen einander sind; während die Bevölkerung immer mehr degenerirt und in Faulheit, Unwissenheit und Nichtsnutzigkeit versunken, auf dem gesegnetsten Boden der Erde immer mehr verarmt, bringt der Nordamerikaner, wohin er vordringt, Gewerbfleiß, Kenntnisse, Ordnung der staatlichen Verhältnisse und den Segen bürgerlicher und individueller Freiheit. Man kann daher die Vergrößerung des nordamerikanischen Freistaats nicht als ein Uebel bezeichnen; die fremden Länder werden nicht in Besitz genommen aus Ehrgeiz, nicht um sie auszubeuten, sondern um sie der Cultur zu eröffnen. So war es auch eine Folge des Besitzes von Calisornien, daß Nordamerika eine Verkürzung des Weges dahin und die Herstellung einer leichteren Verbindung suchen mußte. Das Bedürfniß von Land- oder Wasserstraßen zwischen dem atlantischen und dem stillen Ocean war ein allgemeines, und es tauchten mehrere Projecte auf, im Gebiete von Mittelarnerika (Isthmus von Tehuantepec, Nicaraguasee, Landenge von Panama u. a.) eine solche Verbindung durch einen Kanal oder eine Eisenbahn zu ermöglichen. Aber diese Projecte scheiterten oder blieben liegen, theils wegen der Schwierigkeiten der Ausführung, theils wohl auch durch die Ueberzeugung, daß ein Verbindungsweg zwischen den Oceanen nur im Schutze eines durch Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 19

8. Theil 4 - S. 197

1880 - Stuttgart : Heitz
Gregor Xvi. Pius Ix. 197 die Keime äußerer Wohlfahrt und einer gewissen äußern Cultur auf alle Weise zu pflegen, und Gewerbfleiß und Fabrikation nach Möglichkeit zu fördern. Die große Macht, über welche der Czar mit völliger Unumschränktheit gebot, wendete er aber vorzugsweise zur Erweiterung des Einflusses nach außen an, wozu andererseits die ausgezeichnete diplomatische Kunst des russischen Hofes das ihrige beitrug. So war durch den Tractat von Ttnkiar Skelessi (1833) die Türkei eng mit dem russischen Interesse verknüpft worden. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Walachei waren zinspflichtige Fürstenthümer unter Hospodaren geworden, deren Wahl ganz unter russischem Einfluß stand. Die Perser wurden von den Russen mit Glück bekriegt und zwei ihrer Provinzen zum russischen Reiche geschlagen, wogegen mit dem durch englischen Einfluß aufgeregten Bergvolke der Tscherkessen der Kampf mit wechselndem Glück geführt ward. In Italien war am 1. Juni 1846 der alte, schwache Gregor Xvi. gestorben, und an seine Stelle wurde unter französischem Einfluß der Cardinal Mastai Ferretti gewählt, welcher den Namen Pius Ix. annahm. Nach eigner Neigung und auf den Rath der französischen Regierung, besonders des Gesandten Grafen Rossi, betrat der neue Papst die Bahn der Reform in der Verwaltung. Er führte mannigfache Ersparnisse ein, gab der Presse mehr freien Spielraum, genehmigte den Bau von Eisenbahnen, eröffnete den bis dahin von allen höheren Aemtern ausgeschlossenen Laien den Zugang zu denselben, berief Männer des öffentlichen Vertrauens in seinen Rath, gab der Stadt Rom eine freie Mnni-cipalverfassung und erweckte so^ar Hoffnungen zur Herbeiführung eines italienischen Staatenbundes. Natürlich erweckten diese Neuerungen den größten Enthusiasmus, durch ganz Italien erscholl der Jubelruf: »Evviva Pio nono!« und das Volk gab sich zuerst ohne Rückhalt der Leitung des gefeierten Kirchenfürsten hin; nur die alte Regierungspartei, gestützt auf den Einfluß Oestreichs, hielt mit ihren Bedenken und ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu berufenen Bürgerwehr und ahnte fo wenig, wie seine zahlreichen Bewunderer in ganz Europa, bis zu. welchem Abgrunde ihn der Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Mal entfesselten Volks führen würde. Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte von

9. Theil 4 - S. 301

1880 - Stuttgart : Heitz
Europa nach dem Pariser Frieden. 301 149. Europa nach dem Pariser Frieden. Der Abschluß des Pariser Friedens, 1856, schien eine neue Periode geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen Culturstaaten die lediglich politischen Gesichtspunkte verdrängen würden, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von Frankreich erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut Theil Phrasenmacherei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pariser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben sollten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert. Kaum war daher die Kunde über die von Seiten Rußlands erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oeffent-lichkeit gedrungen, so stürzte sich der Handels, und Geldverkehr, ohne nur den förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fieberischen Hast in das weite Gebiet der Spekulation; industrielle Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter auf die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende Fülle von Capital. Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus. Schon im Jahre 1857 kam es zu einer erschütternden Krise. Große Bank-brüche in Amerika traten ein, in Paris zeigte sich die Rückwirkung durch ein fabelhaftes Werfen der Course und Deutschland ward in schwere Mitleidenschaft gezogen. Besonders ward der Hamburg er Handel aufs schwerste betroffen (November 1857). Die durch ihre „ Solidität berühmte Kaufmannschaft hatte sich in die waghalsigsten Unternehmungen eingelassen und ihren Credit überspannt, während sie ungeheure Waarenmassen (ein einziges Haus z. B. 400,000 Kisten Kaffee) aufhäufte, um den Preis desselben hoch zu halten. Anerkennenswerth war die Energie der Behörde, so wie' die Theilnahme des Auslandes, um den wichtigen Platz zu halten, was denn auch endlich gelang. Mit dem Schmerze über die erlittenen

10. Theil 4 - S. 302

1880 - Stuttgart : Heitz
302 Neueste Geschichte. 3. Periode. Verluste verband sich nun vielfach das bittere Gefühl der Beschämung über die handgreiflichen Täuschungen, welchen man erlegen war, so daß man die ganze, plötzlich in Fluß gerathene, finanzielle und commercielle Bewegung in Bausch und Bogen mit dem Verdammungswort: Schwindel! zu bezeichnen geneigt war. Indeß verwechselte man Symptom und inneres Wesen. Der plötzliche Ausbruch des hier erwähnten Speculationsfiebers war eben nur eine vereinzelte Aeußerung der allgemeinen Culturbewegung, welche, in ihrer Vereinzelung aufgefaßt, mißzuverstehen war, in ihrem Zusammenhange mit andern nicht minder charakteristischen Momenten aber doch auf einen entschieden humanen Drang unseres Jahrhunderts hinwies. Von zwei mächtigen Gedanken wurde die Zeit zu einer ununterbrochenen energischen Thätigkeit angespornt; von dem Gedanken, daß die Gaben und Güter der Welt allen zugänglich zu machen seien, und von dem andern, daß das materielle Interesse alle Welt in eine Verbürgung der Gemeinsamkeit des Thuns und Leideys verwickeln müsse. Aus solchen Gedanken gingen die Anregungen und dann auch die Ausführung großartiger Unternehmungen hervor, welche zunächst allerdings nur dem Aufschwungs der Industrie und des Handels zu dienen schienen, in ihren Nebenwirkungen aber auch den geistigen Verkehr förderten und überhaupt die Völker näher unter einander verbanden. In England zuerst wurde die Idee der Weltausstellungen verwirklicht. Aus allen Welttheilen, zum größten Theile natürlich aus den Staaten Europas, wurden die Erzeugnisse der Gewerbthätigkeit zusammengebracht und in einem weitläufigen, aus Eisen und Glas errichteten Gebäude ausgestellt (Glaspalast), 1851. Vier Jahre darauf folgte Frankreich nach und veranstaltete eine Weltausstellung in Paris.*) Zahlreiche kleinere Ausstellungen schlossen sich in den folgenden Jahren an. . Von dem Durchstiche der Landenge von Suez ist in den Abschnitten 147 und 157 weiter die Rede. Immer näher an einander sich schließende Netze von Eisenbahnen umstricken Europa, große Theile von Amerika und auch einige Länder Asiens. Endlich ist auch die Telegraphie am Ufer des Meeres nicht stehen geblieben. Nicht *) 1862 hat in London wiederum eine internationale Ausstellung stattgefunden, 1873 in Wien, 1876 in Philadelphia, 1878 wiederum in Paris.
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